Indien und ich

Copyright: Shakiri und Thomas Juen

Mein Weg führte mich schon früh nach Indien...

Mit meinen Eltern habe ich seit meiner frühesten Kindheit Pilgerreisen nach Indien unternommen und vielerlei Eindrücke, Bekanntschaften und Prägungen sind daraus entstanden. In Südindien lehrte man mich von Klein auf die Kunst der Mantra Rezitation und das Singen indischer Lieder. In verschiedenen kloster-ähnlichen Meditationszentren konnte ich bei indischen Gelehrten, Philosophen, Yogis und Svamis lernen.

Auch in meiner Heimat Österreich legten meine Eltern großen Wert auf den gemeinsamen Unterricht von religiösen, ethischen Lehren und indische Göttergeschichten durften dabei nicht fehlen. Auch das andächtige Singen indischer Lieder (bhajan) war Teil meiner Kindheit sowie Philosophie und Achtsamkeit. Da ich die Kulturen und Religionen Indiens aber noch tiefgründiger verstehen wollte, entschied ich mich für das Studium der Indologie, Tibetologie und Buddhismuskunde, das ich 2009 abschloß.

Durch das Erlernen der Sprachen Sanskrit, Vedisch und Tibetisch war es mir möglich, direkt in die verschiedenen heiligen Schriften hineinzulesen und sie zu verstehen lernen.

Reisen führen mich nach wie vor nach Indien - mein Verstehen und Begreifen dieser Kulturen findet kein Ende.

Neben Tätigkeiten im Rahmen eines Forschungs-projektes für die Akademie der Wissenschaften freue ich mich mein Wissen und meine Erfahrungen als Referentin weiterzugeben. Zu verschiedensten Themen des Hinduismus, Buddhismus, Yoga, Yoga-Philosophie, Bewusstsein, Ayurveda,  sowie der Religionen, Philosophie, Meditation und Ethik unterrichte ich bei unterschiedlichen Ausbildungen, als Gastreferentin in verschiedenen Zentren, sowie in eigenen Vortragsreihen und Workshops.



Shakiri und der Tod


Zweiter wesentlicher Bestandteil meines Lebens ist die Beschäftigung mit dem Sterben und dem Tod.

Der tragische und plötzliche Tod meines Bruders brachte mich schon im Alter von 11 Jahren zur Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens. Doch das war erst der Beginn einer langen Reise. Als Jugendliche mußte ich den Suicid eines Freundes akzeptieren lernen,  sowie im Laufe der Zeit weitere Abschiede mir wichtiger Menschen betrauern.

Ein einschneidendes Erlebnis war der Tod meiner kleinen Tochter in der Schwangerschaft. Sie war leider sehr krank  und die ärztliche Vorhersage, dass sie jederzeit sterben könne, begleitete mich täglich. Diese schwere, traurige Last zwang mich erneut, dem Tod ins Auge zu sehen und einen Weg zu finden, dies heil durchzustehen.

All' diese Ereignisse meines Lebens haben mich geformt, in die tiefsten Tiefen gebracht und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

In Indien erfuhr ich einen offenen, lebendigen Umgang mit Sterben und Tod, gegensätzlich dem westlichen Verdrängungskonzepts. Neben den Erfahrungen aus einem Praktikum in einer südindischen Klinik, kann ich mich sehr gut an eine Reise nach Varanasi erinnern. Täglich saß ich am Ufer des Ganges nahe dem berühmten, hinduistischen Verbrennungsplatzes. Ein Ort an dem das Philosophieren über die Vergänglichkeit und den Sinn des Lebens wohl die eindrucksvollsten Spuren in meinem Bewußtsein hinterlassen hat.

Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mich auf wissenschaftlicher Ebene mit der Thematik der Vorbereitung auf den Tod und der Bedeutsamkeit der Todesstunde befasst. Je tiefer ich eintauche, umso erfüllender scheint es mir, ein Leben ohne der Verdrängung der Sterblichkeit zu führen.

Weitere Ausbildungen folgten:

Lehrgang zur Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, Lehrgang zur Trauerbegleitung sowie alljährliche Weiterbildungsseminare in diesem Bereich.



Shakiri und die Philosophie

Schon in der Oberstufe des Gymnasiums war mein liebstes Fach die "Philosophie", mein damaliger Professor schaffte es, mir meine Liebe zur Weisheit nicht auszutreiben, sondern anzufachen und zur abschließenden Matura-Arbeit schrieb ich über das Leben von Paramahansa Yogananda (Autobiographie eines Yogi).

Auch in meinem Studium legte ich den Schwerpunkt auf die Philosophie- und Religionsgeschichte Indiens. Ich studierte tiefgründig die Lehren der Upaniaden, der sechs philosophischen Systeme Indiens, die Philosophie einzelner indischer Meister - in Theorie und (wenn möglich auch) in der Praxis.

Die Beschäftigung mit dem Tod ist an sich schon etwas höchst Philosophisches und vielerlei Antworten finden sich bei großen Denkern und in allen Religionen und Kulturen.

Über das Leben in Anbetracht seiner Vergänglichkeit zu philosophieren, schenkt mir sehr viel Lebensfreude und Dankbarkeit für jeden Augenblick. 

Die Begleitung sterbender und trauernder Menschen lehrt mich darüber am meisten.


Ich bin glücklich verheiratet und Mutter zweier wunderbarer Söhne und eines Sternenmädchens.